Arbeitstitel: "East-Side-Gallery
Tragedy?"
(1. Schnittfassung 1995, Überarbeitung 2015; 45 Min.)
Ein Dokumentarfilm mit dem Arbeitstitel: 'East-Side Gallery - Tragedy?', der 1995 als erste Schnittversion entstanden ist. 2015, anlässlich des 25 jährigen Jubiläums der Galerie, hier nun eine
Überarbeitung davon.
Zur Geschichte: (Teil 2)
Aus dem ursprünglich geplanten drei Minuten Bericht entwickelte sich
allmählich ein Selbstläufer. Über Dr. Narendra Kumar Jain kam der Kontakt zu seinem Kiez- und Galerienachbar Fulvio Pinna zustande; auch er wollte sich öffentlich über den schlechten Zustand der
Galerie äußern, und auch er wollte etwas über sein Bild erzählen und seine Motivation, weshalb er 1990 am Projekt 'East Side Gallery' teilgenommen hatte. Als Nächstes kam Günther Schaefer hinzu, der
Galerienachbar von Fulvio Pinna, und er kannte wiederum den Bundestagsabgeordneten Thomas Krüger und den Künstler Kani Alavi. Und so wurden es immer mehr Sichtweisen und Geschichten, bis zum Schluss
über 12 Stunden Filmmaterial vorhanden war, so dass die Auswahl der einzelnen Szenen und Statements schwierig wurde.
Die Monate vergingen, mehrere Treatments waren bereits verschickt,
zwei semiprofessionelle Schnittversionen, die auch als Demobänder fungieren sollten, fertig, doch der Erfolg blieb aus. Fast kein Sender und keine Redaktion wollte mit einem freien TV-Team
zusammenarbeiten, noch nicht einmal der Berliner Lokalsender FAB; der damalige Programmdirektor hatte nach weniger als einer halben Minute den Telefonhörer einfach aufgelegt! Der Begriff 'East Side
Gallery' schien sein Stichwort gewesen zu sein. Der Einzige, der wirklich Interesse bekundet hatte, war der Sender Arte.
Die Telefonzentrale hatte mich mit einem Redakteur verbunden, dem
ich in wenigen Sätzen unser Vorhaben gepitcht hatte. Er fand das Thema 'East Side Gallery' interessant und wollte umgehend ein Treatment samt Demoband haben; ich hatte ihm seinerzeit die 1.
Schnittversion zugeschickt. Ungefähr drei Wochen später rief dieser nette Arte Redakteur zurück und meinte sinngemäß, dass er sich grundsätzlich eine Ausstrahlung bei Arte vorstellen könne, diese
aber von einem anderen Sender abhänge; sie würden es nur in Co-Produktion mit dem ARD machen wollen. Er gab mir die Durchwahlnummer eines ARD-Redakteuers, der dann ebenfalls Interesse für dieses
Thema bekundete und auch ihm wurde ein Treatment samt Demoband zugeschickt.
Einige Wochen später kam die Absage. Grund: Der SFB hatte gerade
eine Sendung zum Thema gemacht. Und damit war die Luft erst einmal draußen: Über ein Jahr Arbeit und über 10.000 DM schienen verbrannt worden zu sein. Die Frustration war sehr groß! Über eine
Kinoauswertung nachzudenken, kam es nicht mehr.
Einige Zeit später habe ich von Günther Schaefer erfahren, dass die
Kollegin Ulrike Hefter schwer erkrankt sei; sie ist dann 1999 im Alter von 39 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben.
Als Co-Autor und Co-Kameramann am Filmprojekt, 'East-Side
Gallery-Tragedy?', halte ich es für meine Pflicht, ihren Namen und ihre letzte große Arbeit in Erinnerung zu halten; ich denke, sie hätte ähnliches auch für mich
getan.